Der erste Tauchgang ist nochmal bei Gobai Soraya, wir lassen uns diesmal mit der Strömung vom Wrack wegdriften. Es ist ein sehr entspannter Tauchgang, wir sehen viele Nudis, blue spotted stingrays und Feuerfische. Außerdem steht ein Oktopus einfach frei in der Landschaft rum und lässt sich ein bisschen anschauen. (Ich habe meine Kamera allerdings nicht mit da ich sie am Vortag ja nichtmehr zusammengebaut habe 😉 ) Außerdem schwimmt eine Muräne direkt unter unserem Guide Ellia vorbei, die er erst nachher bemerkt.

Nach dem Frühstück geht es über den Kanal Richtung Thistlegorm. Es ist sehr wellig und die Ohrentropfen von Papa sind nicht gut genug fixiert und explodieren förmlich im Bad. Ich räume die Scherben während starkem Wellengang weg und erlebe das erste Mal leichte Seasickness, doch nach kurzem Hinlegen am Mitteldeck geht die auch vorbei. Es ist zwar sehr lustig zu versuchen sich während des Wellengangs an Deck zu bewegen, doch Kamera zusammenbauen ist einfach nicht möglich, daher muss ich das in der letzten halben Stunde vorm nächsten Briefing erledigen, wo der Wellengang auf der anderen Seite des Kanals wieder weniger wird.

An der Thistlegorm sind wir komplett alleine, etwas was auch die Guides noch nicht erlebt haben. (normalerweise stehen hier jeden Tag bis zu 30 Boote mit Tauchern.) Die SS Thistlegorm ist ein Schiff der Briten aus dem 2. Weltkrieg, das Kriegsgut wie Panzer, Trucks, Motorräder und eine Lokomotive nach Alexandria transportieren sollte. Bei der (erfolglosen) Suche der Deutschen nach einem Truppentransport, der sich angeblich in derselben Gegend aufhielt, wurde sie entdeckt und zerbombt, woraufhin sie sank. In den 50ern wurde sie dann von Jacques Cousteau mithilfe von Fischern gefunden. Er barg einige Dinge wie den Safe des Kapitäns, Motorräder und die Schiffsglocke, die auch 1956 in National Geographics zu sehen war. Der Standort des Schiffs wurde dann aber wieder vergessen (außer von den Fischern), bis sich in den 90ern in Sharm-el-Sheik Tauchbasen bildeten und sie wiederentdeckt wurde. Sie ist unter Tauchern eines der bekanntesten Wracks überhaupt.1

Auf diesem Tauchplatz herrscht eigentlich immer Strömung, weshalb man sich an einer Strömungsleine zum Wrack hinunterzieht. Mir wird nun klar wieso ich noch nie ein Bild der Thistlegorm von außen gesehen hatte – die Sicht ist ziemlich schlecht, überall fliegen Schwebeteilchen herum, das komplette Schiff ist absolut nicht sichtbar. Wir penetrieren es über die Löcher, die die Bomben hinterlassen haben und tauchen am untersten Deck in Richtung Bug. Dieses Deck ist ca. 3m hoch, es ist also genügend Platz. Wir sehen Motorräder, Lastwägen, Reifen, Schuhe, … Entgegen des Tauchplans gehen wir am Bug dann ins obere Deck hoch, scheinbar hatte Ellia genügend Vertrauen in unsere Tarierfähigkeiten, denn dieses Deck ist nur etwa 1.5m hoch, man muss also wesentlich besser auf die Tarierung Acht geben. Hier merke ich auch, dass ich noch nicht ganz so ein gutes Gefühl dafür habe wie groß die Flasche über meinem Kopf ist, ich bumpe ein paarmal mit der Flasche gegen die Decke. Gegen Ende werde ich ein bisschen nervös, ich hatte (wahrscheinlich durch die Aufregung) einen etwas höheren Luftverbrauch und habe durch die vielen Windungen und Türen schon vor einiger Zeit das Gefühl dafür verloren, wo wir uns im Wrack befinden. Doch kurz darauf erreichen wir das Ende und ich kann mit genügend Luftreserven aufsteigen. (Und selbst wenn nicht, Ingrid und Ines brauchen sowieso keine Luft, wir hatten also immer genügend Reserven mit 😛 )

Nach dem Mittagessen machen wir fast denselben Tauchgang nochmal, wir schwimmen durchs untere Deck zum Bug und steigen dann zum oberen auf. Doch bei der Kommandobrücke verlassen wir es dann durch ein Loch ans Oberdeck und schauen dieses an. Wir sehen auch zwei Schildkröten, die „tanzen“.

Auch der Nachttauchgang ist hier. Die Strömung ist weit weniger, doch wir gehen trotzdem mit Ellia um uns nicht zu verlaufen. Ich habe meine Kamera mit und es ist ein fantastischer Tauchgang, diesmal schwimmt eine Muräne direkt unter mir durch und erschreckt mich etwas als ich ein Foto von einem anderen Fisch machen wollte.

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Fotos von Tobias: